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Aeneas (griech. Aineais) ist Sohn des Trojaners Anchises und der Aphrodite. Seine Frau war Krëusa. Trotz der betrüblichen Warnungen des Priesters Laokoon und der vergeblichen Prophezeiungen von Kassandra, zogen die Trojaner das hölzerne Pferd in die Stadt. Die sich darin verbergenden Hellenen verließen ihr Versteck und öffneten die Tore der Stadtmauer, so dass die zurückkehrenden Griechen freien Zugang hatten. Auf diese Weise wurde die hochmütige Ilion verbrannt. Aeneas, vom Geist des toten Hektor gewarnt und von seiner Mutter Aphrodite beschützt, rettete sich mit seinem Vater Anchises und seinem Sohn Ascanius und nahm auf der Flucht die Götterbilder seiner Heimat und die Penates mit. Das Gespenst der während der Stürmung der Stadt getöteten Frau Krëusa wies ihm das Ziel seiner Irrfahrten: das Land im Westen, wo der Tiber, ursprünglich Albula genannt, fließt. Am Ida-Gebirge in Phrygien baute Aeneas eine Flotte von zwanzig Schiffen und stach von Antandros mit seinen Leuten in See. Als er die thrakische Küste erreicht hatte, wollte er seine Stadt Aeneade gründen. Er wurde aber von einem unheilvollen Anzeichen veranlasst, darauf zu verzichten: er brach einige Myrtenzweige ab, um einen Altar für die Darbringung eines Opfers für Aphrodite und Zeus zu schmücken. Diese fingen sofort an zu bluten. Es war das Grab des Polydoros, der Jüngste des troischen Königsgeschlechtes, der von den Thrakern, zu denen er mit einer Fülle von Schätzen geschickt worden war, getötet wurde. Aeneas erwies dem Prinzen die letzte Ehre und machte sich wieder auf den Weg. Die günstigen Winde trieben die Flotte zu der von Anios beherrschten Insel Delos. Die Trojaner befragten das Orakel über das Ziel ihrer Irrfahrten: sie sollten die alte Mutter suchen, wo Aeneas und seine Nachkommen für die Ewigkeit herrschen würden. Anchises glaubte, das es sich um die Insel Kreta handle, die Wiege der helladischen Zivilisation, wo Rhea, Zeus gebar. Die Flotte drang in die Kykladen ein und erreichte den Strand der alten Kureten. Dort errichtete Aeneas eine Mauer um die Stadt, die er für das Ziel seiner Irrfahrten und für seine neue Heimat hielt. Er nannte sie Pergamon wie die Burg von Troja. Seine Gefährten bestellten die Äcker, bauten Häuser und waren froh, sich endlich in einem fruchtbaren Land niederzulassen. Das Schicksal hatte es aber anders bestimmt. Eine Pestepidemie zerstörte alles, was man mühsam gebaut hatte. Die Penaten sagten im Traum zu Aeneas, dass Kreta nicht der vom Orakel bezeichnete Ort sei. Das vorbestimmte Ziel sei vielmehr das fruchtbare Italien, weil Dardanos von dort nach Phrygien kam, Troja erbaute und zum Stammvater des troischen Königsgeschlechts wurde. Anchises konnte sich an die alten Geschichten erinnern und bestätigte die Prophezeiung. Die Flüchtlinge machten sich wieder auf die Fahrt. Nach drei Tagen Unwetter, war das Schiff auf falschem Kurs. Aeneas kam zu den Strophades-Inseln, Zufluchtsort der aus dem Haus des Phineus vertriebenen Harpyien. Die Trojaner mussten ihr Essen mit Waffen vor den hässlichen Ungeheuern verteidigen und vor deren Führerin Kelaino, die aus Rache dem Aeneas voraussagte, dass die Trojaner erst nach vielen Leiden eine neue Stadt gründen würden, wenn sie vor lauter Hunger ihre Tafeln verschlingen würden. Nachdem er die Insel Zypern hinter sich gelassen hatte und Ithaka (die Heimat des Odysseus) vermieden und verflucht hatte, kam Aeneas in Azio an, wo er Zeus Opfer brachte und zu Ehren der verlassenen Heimat Feste feierte. Im Tempel von Apollon weihte er dann den berühmten Schild des Abas, der den Achäern während des Kriegs entzogen worden war. Jenseits der Insel der Phaiaken landete Aeneas in Buthroton, einem Hafen von Epeiros. Über das Land herrschte Helenos. Dieser hatte von Neoptolemos das Zepter und die Frau geerbt. Die Frau hieß Andromache, die Witwe Hektors, die Neoptolemos nach der Eroberung von Troja als Beute erhalten hatte und später für die Braut des Orestes, Hermione, verließ. Aeneas wurde mit allen Ehren in der Stadt aufgenommen, die nach dem Fall von Troja nach deren Vorbild gegründet worden war. Er befragte den Weissager Helenos über die Gefahren, denen er noch ausgesetzt sein würde. Helenos gestand, dass er ihm das Geheimnis nicht offenbaren konnte, weil Hera es ihm verboten hatte. Allerdings gab er ihm nützliche Ratschläge mit auf den Weg. Nachdem sie Epeiros verlassen hatten und den kurzen Meeresstrich bis Italien passiert hatten, landeten die Trojaner an der äußersten Landzunge der Gegend von Salento. Die ganze Küste war von Völkern achäischer Abstammung bewohnt, deshalb fuhren die Trojaner sofort weiter zum Golf von Tarent und umfuhren das Vorgebirge von Lakynien, wichen der drohenden Charybdis aus und kamen schließlich in Trinakrien an. Die Landung fand an den Füßen des Ätna statt. Dort wohnten die Kyklopen. Odysseus hatte sich kurz vor Aeneas hier aufgehalten und die Trojaner trafen auf der Insel einen seiner Gefährten, Achemenides aus Ithaka. Er erzählte Aeneas seine Abenteuer seitdem er von Odysseus hier zurückgelassen wurde, und berichtete von der tragischen Begegnung der Griechen mit Polyphemos. Als der blinde Kyklop mit seiner Herde, sich auf einen Kieferstamm stützend, auf dem Berg erschien und zum Strand hinabstieg, machten die Trojaner sich schnell wieder auf die Reise und retteten Achemenides. Die trojanischen Schiffe fuhren die Insel Ortygia entlang, wo der Sage nach der Flussgott Alpheios die Nymphe Arethusa erreicht hatte, die sich ihm zu entziehen versuchte. Sie kamen dann nach Pachino, der südlichsten Spitze von Sizilien. Nach den griechischen Städten Camarina, Gela, Acagras (Agrigent) und Selinunt erreichten Aeneas und seine Gefährten die Küste bei Marsala und legten in Drepanos (Trapani) an. Hier starb der alte Anchises nach sieben Jahren beschwerlicher Irrfahrten. Weder die Führerin der Harpyien, Kelaino, noch der Seher Helenos hatten seinen Tod vorausgesehen. Als die Trojaner sich wieder auf den Weg machten und Hera sah, dass sie in das Tyrrhenische Meer fuhren und sich ihrem Ziel näherten, geriet die Göttin in Zorn. Sie bat den Aiolos, seine heftigsten Winde gegen sie zu hetzen. Ein Sturm ging über die Flotte nieder und viele Schiffe waren schon verloren, als Poseidon auf den obersten Herrn der Winde böse wurde, da er das Meer ohne seine Billigung aufgewühlt hatte. Diejenigen, die sich vom Schiffbruch retteten, landeten an der libyschen Küste, bei der neuen Stadt Karthago, die von der Königin Dido gegründet worden war. Zu ihr schickte Aphrodite den Eros in der Gestalt von Ascanius, damit die Königin sich in Aeneas verliebte und ihn nicht verfolgen würde. Dido ging, auch von ihrer Schwester Anna Perenna angetrieben, in das Netz, das Aphrodite für sie gespannt hatte. Die Nachricht von der Verbindung zwischen der Königin und Aeneas kam ihrem alten Werber Iarbas zu Ohren. Iarbas bat seinen Vater Zeus um Hilfe. Zeus schickte Hermes, der Aeneas befahl, wieder abzufahren, damit sein Schicksal sich vollziehen könnte. So musste sich Aeneas nach einem einjährigen Aufenthalt wieder auf die Fahrt machen, und als die Schiffe den Hafen verließen, gab Dido sich selbst (auf dem Scheiterhaufen) den Feuertod. Als die Flotte sich schon auf hoher See befand, zwang sie ein plötzlicher Sturm wieder in Sizilien anzulegen, wo sie vom Akestes aufgenommen wurden. Hier wurden in Erinnerung an den verstorbenen Anchises aufwendige Leichenspiele veranstaltet. Nach den Spielen verbrannten die von Iris aufgehetzten Trojanerinnen die Schiffe, da sie des langen Umherirrens müde waren. Iris hatte nach Heras Willen gehandelt, und Zeus begrenzte die von Hera verursachten Schäden, so dass Aeneas nur vier Schiffe verlor. Für die Gefährten, die die Fahrt nicht fortsetzen wollten, gründete er die Stadt Segesta. Nach neun Tagen lichteten die Trojaner wieder die Anker. Aphrodite konnte von Poseidon erreichen, dass den Trojanern endlich eine ruhige Fahrt gewährt wurde; allerdings musste dafür einer von ihnen geopfert werden. Das Schicksal wählte den Steuermann des Flaggschiffs des Aeneas, Palinurus, der nicht weit von der kampanischen Küste vor dem Somnus zurückwich und ertrank. Die Flotte konnte aber ungestört weiterfahren; sie fuhr an den Klippen vorbei, die damals von den Sirenen bewohnt waren (Die Fahrten des Odysseus 9) und kam in Cumai an. Dort erhob sich der prachtvolle Tempel des Apollon, wo in einer Höhle die Sibylle wohnte. Auf Anfrage von Aeneas kündigte sie ihm große Gefahren und Kriege an, die in Latium auf ihn warteten, bevor er den endgültigen Sieg erränge. Bevor er sich wieder auf den Weg machte, bestattete Aeneas den ertrunkenen Flötenspieler Misenos. Am Avernus-See stieg Aeneas in die Unterwelt herab, um dem Geist seines Vaters zu begegnen, der ins Elysium aufgenommen worden war. Als er wieder auf der Erde war, orientierte er sich gen Norden und fuhr bis zu einem Hafen, den er Caieta nannte, zu Ehren seiner verstorbenen und dort beerdigten Amme. Die Schiffe umfuhren dann
das von Kirke bewohnte Vorgebirge, das Aeneas vorsichtshalber mied. Nicht weit davon
mündete der Tiber ins Meer, an dessen Ufern die Trojaner landeten.
Als sie sich stärken wollten und wilde Früchte auf ihre Kornfladen
legten, in die sie mit großer Gier bissen, begriffen sie, dass
sie am Ende ihres langen Irrens waren. Sie verstanden plötzlich die Bedeutung der Prophezeiung der Harpyien, die
lautete die Tafel verschlingen. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht,
und das Ereignis wurde durch den Donner des Zeus feierlich bestätigt. |
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